Käthchen von Heilbronn

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Beitragsfoto: Käthchen von Heilbronn | © Shutterstock

Wenn man nicht gerade aus der Region kommt, dann dürfte einem dieses Märchendrama aus dem Jahre 1810 weniger bekannt sein. Heinrich von Kleist ist der Autor und sein Stück wurde am 17. März 1810 in Wien uraufgeführt.

Ich durfte das Stück während meiner Schulzeit kennenlernen und hatte bis heute nicht den Drang, es nochmals lesen zu wollen. Bedeutender als das Stück selber sind seine Auswirkungen auf Heilbronn: Käthchenhaus am Marktplatz, eine Käthchen-Brunnenfigur von Dieter Läpple, die mir ebenfalls nicht so sehr gefällt, adrette Käthchenpuppen des Stadtmarketings und last but not least das Heilbronner Käthchen selbst, von dem es inzwischen sogar ein Haupt- und drei Nebenkäthchen gibt.

Alle zwei Jahre, so auch dieses Jahr, suchen die Heilbronner Marketing-Gesellschaft (HMG) und der Heilbronner Verkehrsverein Heilbronns diese Symbolfigur für Heilbronn aufs Neue.

Inzwischen wird das Käthchen durch eine eigene Castingshow ermittelt, welche nach einer grundlegenden Überarbeitung immerhin bis zu 400 Besucher in ihren Bann zieht. 2018 wurde zumindest meines Wissens auch zum ersten Mal die Forderung gestellt, zur Abwechslung ein männliches Käthchen – „ein Käthchen Conchita“ zu wählen; diese Forderung wurde während der letzten Castingshow vom Kabarettensemble Heilbronner Leibgerücht vorgetragen. Die Heilbronner Stimme hingegen gab sich da etwas konservativer und möchte erst einmal auch Bewerberinnen zulassen, welche zwar aus Heilbronn stammen, aber dort nicht mehr ihren Lebensschwerpunkt haben.

Fest steht auf jeden Fall, dass die Käthchenfigur in ihrer heutigen Ausprägung nicht mehr zeitgemäß ist und ähnlich wie übrigens das Heilbronner Hasenmahl auch grundsätzlich einer Überarbeitung bedarf. Dabei hilft es auch nicht viel weiter, wie von der Stimme angeregt, nach „Gastarbeiter“-Käthchen zu suchen oder dem Wunsch des Heilbronner Leibgerüchts zu folgen und den drei Käthchen drei „Kätheriche“ gegenüberzustellen, sondern man müsste wirklich mit der Zeit gehen und den eigenen gesellschaftspolitischen Forderungen, welche besonders in Sonntagsreden so schön anzuhören sind, auch Taten folgen lassen.

Deshalb könnte man auch ohne Weiteres die Ausschreibung für das kommende Heilbronner Käthchen für alle Geschlechter und Altersgruppen öffnen. Und wenn man sich dann anschließend bei der Wahl nicht einig werden kann, mehrere Käthchen gleichberechtigt einsetzen: ein männliches, ein weibliches, ein „Trans“-Käthchen oder gar auch ein Oma- oder Opa-Käthchen.

Übrigens, die Erkenntnis, dass es in Heilbronn auch ganz ohne Käthchen geht, verdanken wir der Bundesgartenschau im letzten Jahr, welche mit dem BUGA-Karl beeindruckend nachgewiesen hat, dass auch neue Konzepte und Ideen sehr erfolgreich sein können.

BUGA-Karl war dabei zwar ein Zwerg, sogar ein rosaroter, aber ohne jede Frage und erstaunlicherweise ohne jegliche Kritik, männlich.

„We need men who can dream of things that never were, and ask why not.“

John F. Kennedy, Rede in Dublin (28. Juni 1963)

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